17. Mai 2019
Die freiwillige Feuerwehr trainiert bei Eiffage Infra-Ost
Arbeitsschutz hat in unserem Unternehmen einen sehr hohen Stellenwert. Es wird alles getan, um
die Beschäftigten vor Unfällen und gesundheitlichen Schäden zu schützen. Dennoch können
Unfälle auf unseren Baustellen nie völlig ausgeschlossen werden.
Sollte es tatsächlich einmal dazu kommen, so sind nach einem Notruf bei der 112 schnell Helfer zur
Stelle, um Personen zu retten und zu versorgen.
Neben Notarzt und Rettungssanitätern ist die örtliche Feuerwehr zur Stelle, um mit Personal und
Technik die verunglücke Person aus ihrer gefährlichen Lage zu befreien. Doch wer bildet diese
Männer und Frauen aus, die im Zweifelsfall dort hinein müssen, wo alle anderen nur noch raus,
oder weg wollen? In der Regel werden die Feuerwehrleute nach bestandener Grundausbildung von
spezialisierten Ausbildern in Weiterbildungen zu bestimmten Themen, oder von Männern aus den
eigenen Reihen in Form von Übungsdiensten zu verschiedenen Szenarien ausgebildet.
Bei diesen Szenarien werden anhand von Vorgaben, den sogenannten Feuerwehrdienstvorschriften,
Standardeinsätze trainiert. Löscheinsätze oder technische Hilfeleistungen bei Verkehrsunfällen
stellen beispielsweise solche Szenarien dar. Sie lassen sich in ihren Abläufen recht gut
standardisieren, sodass jeder Feuerwehrmann im Ernstfall genau seine Aufgaben und die Abläufe
des Einsatzes kennt. Bei Unfällen im Tiefbau sind solche Standardisierungen schon Aufgrund der
denkbar vielfältigen Unfallszenarien leider nicht möglich. Aus diesem Grund gibt es auch keine
klassische Ausbildung zu diesem Themengebiet für die Feuerwehren. Ungeachtet dessen, müssen
die Kameraden in einem solchen Einsatz dennoch Verletzte retten und vor allem sich selbst nicht in
Gefahr bringen. Wie soll das gehen?
Eiffage Infra-Ost GmbH, kam bereits im vergangenen Jahr die Idee auf, sich mögliche
Unfallszenarien gemeinsam auf einer Baustelle anzusehen und Möglichkeiten herzuleiten, verletzte
oder gefährdete Personen zu retten.
Dieses Training fand nun am 03. und 17. April 2019 auf der Baustelle „Am Wasserhäuschen 2“ in
Wilsdruff statt. Die Kameraden fuhren pünklich jeweils um 19 Uhr mit 3 Einsatzfahrzeugen vor.
Für den 1. Tag war das Thema „Baugruben und -gräben – Böschungen, Verbau, verschüttette
Personen“ angesetzt. Der Polier und ein Maschinist der Baustelle hatten vorab 4 „Baugruben“ mit
jeweils unterschiedlichen Böschungswinkeln angelegt. Den Feuerwehrleuten konnten hier die
Gefahren vorgezeigt werden, welche sich aus diesen ergeben, bzw. welche Baugruben als
hinreichend sicher angesehen werden können. Mit dem Bagger wurde nebenbei eindrucksvoll
demonstriert, wie sich ein Graben mit senkrechten Wänden verhält, wenn man seine Kanten
belastet. Ebenfalls gezeigt wurde, dass ein auch scheinbar nur wenig Verschütter keinesfalls mit
Hebezeugen herausgezogen werden darf.
Geimeinsam wurden Möglichkeiten erarbeitet, wie eine
einsturzgefährdete Baugrube für den Rettungseinsatz gesichert werden kann, bzw. wann und wie
auch die Feuerwehr externe Hilfe heranziehen kann und muss. Die Feuerwehrleute bedienten sich
so beispielsweise der vorhandenen Maschinen und Maschinisten (welche in aller Regel auf einer
Baustelle vorhanden sind) und übten den Transport und Einbau einer schweren Verbaubox in einen
teilweise eingestürzten Graben, um die darin befindliche, verschüttete Person anschließend sicher
zu retten. Am späteren Abend wurden noch Bilder realer Baugrubenunfälle und Rettungsaktionen
verschiedener Feuerwehren gezeigt.
Am 2. Ausbildungstag stand das Retten aus Schächten und tiefliegenden Räumen auf dem
Programm. Eine Übungspuppe der Feuerwehr mit 1,80m Größe und 90 kg Gewicht stellte dabei die
verunglückte Person dar. Der Polier erläuterte die Gefahren, welche beim Betreten einenes - vor
allem im Betrieb befindlichen - Kanalsschachtes herrschen können und vermutlich dem
Verunfallten zu diesem Zeitpunkt wiederfahren sind. So wurde zunächst das Anlegen einer
Rettungsleine in einem 3,50m tiefen Kanalsschacht zunächst ohne, später mit Atemschutzgerät
geübt. Die drangvolle Enge im Schacht fürte den Feuerwehrleuten die Schwierigkeiten der Situation
eindrucksvoll vor Augen. Anschließend galt es die so eingebundene Person nach oben zu befördern.
Auf die Unterstützung von Baumaschinen wurde dabei bewusst verzichtet und lediglich
Feuerwehrtechnik eingesetzt. Nach mehreren Versuchen konnte auch hierzu eine gangbare Lösung
gefunden werden.
Eine gerade neu eingebaute, noch ungefüllte Feuerlöschzisterne stellte eine ideale Möglichkeit für
die 2. Übung an diesem Abend dar. Das Retten einer abgestürtzten, verletzten Person aus einem
tieferliegenden Raum wurde ebenfalls wieder mit der Übungspuppe trainiert. Diesmal konnte dank
großzügiger, unterirdischer Platzverhältnisse und einer größeren Zugangsöffnung eine klassische
Rettungstrage – ein sogenanntes Spineboard – eingesetzt werden. Eingebunden auf dieser Trage,
wurde die Person diesmal mittels Bagger aus ihrer 4,50 Meter tiefen, misslichen Lage befreit.
Die Feuerwehrkameraden konnten am Ende dieser Ausbildung einige eindrucksvolle Bilder und
etliche gute Ideen für das Lösen von Problemen aus Tiefbauunfällen mitnehmen. Gemeisam mit
dem Wunsch, solche Szenarien niemals erleben zu müssen, bedankt sich die Ortsfeuerwehr Kurort
Hartha bei der Eiffage Infra-Ost GmbH und dem Bauherrn Rolf Hausmann für die Gelegenheit,
einmal auf einer realen Baustelle üben zu dürfen, sowie für die Bereitstellung von Technik und
Personal, ohne das dieses Training so nicht möglich gewesen wäre.